Die Geschichte der Schieferhäuser

Frankfurter Straße 39

Die Geschichte der Schieferhäuser

Frankfurter Straße 39

Die Schieferhäuser in der Frankfurter Straße, zwischen 1850 und 1860 erbaut, gehören zum ältesten erhaltenen Gebäudebestand Halvers. Die Geschichte des Hauses Nr. 39 begann als Gastwirtschaft und Weinhandlung des Carl Fretlöh (*1863 †1915).

Am 28. Oktober 1917 ersteigerte Mühlenbesitzer Albert Herdepe das Haus von den Erben Fretlöhs, um es als Wohnhaus für seine Familie zu nutzen, zu der Ehefrau Anna Herdepe, geborene Panne und die vier Kinder Hugo, Clärchen, Mieze und Werner gehörten. Nachdem am 11. Januar 1918 das Gebäude – der im Jahr 1887 gegründeten, ersten elekrischen Walzenmühle Albert Herdepe – am Bahnhof abbrannte, wurde ein mehrstöckiges Mühlengebäude seitlich an das kleine Schieferhaus angebaut. Nun herrschte geschäftiges Treiben in der Frankfurter Straße 39. Die Bauern aus der Umgebung brachten ihr Korn zum Mahlen und holten das Mehl in Säcken wieder ab. Düngemittel und bäuerliche Produkte wurden ebenfalls gehandelt.

Nach dem Tod des Firmengründers Albert Herdepe im Jahr 1927 übernahm Schwiegersohn Hugo Brocke (*1887 †1959), Ehemann von Clärchen (*1888 †1955), den Mühlenbetrieb. Im Haus neben der Mühle wuchsen die Töchter Hilde (*1913 †1962) und Friedel (*1918 †1949) auf. Hilde war leicht geistig und körperlich beeinträchtigt, Friedel ein zartes, kränkelndes Kind. Mutter Clärchen hatte während der Schwangerschaft einen Schlaganfall erlitten und war seither gehbehindert. Für die Haushaltsführung mussten deshalb mehrere Hilfskräfte eingestellt werden. Der Ertrag der Mühle erlaubte eine großzügige Haushaltsführung, eine bestmögliche Förderung der behinderten Hilde, lange Sanatorienaufenthalte für Friedel und zahlreiche Kuraufenthalte für die gehbehinderte Mutter Clärchen.

In den Kriegsjahren wohnten zeitweise 11 Personen im kleinen Schieferhaus. Neben Familie Brocke, den Großmüttern Herdepe und Brocke, fanden hier die Kriegerwitwe Mariechen Payk mit Tochter Gisela und die Familie Warendorf aus dem ausgebombten Wuppertal ein Dach über dem Kopf.

Die Schieferhäuser in der Frankfurter Straße, zwischen 1850 und 1860 erbaut, gehören zum ältesten erhaltenen Gebäudebestand Halvers. Die Geschichte des Hauses Nr. 39 begann als Gastwirtschaft und Weinhandlung des Carl Fretlöh (*1863 †1915).

Am 28. Oktober 1917 ersteigerte Mühlenbesitzer Albert Herdepe das Haus von den Erben Fretlöhs, um es als Wohnhaus für seine Familie zu nutzen, zu der Ehefrau Anna Herdepe, geborene Panne und die vier Kinder Hugo, Clärchen, Mieze und Werner gehörten. Nachdem am 11. Januar 1918 das Gebäude – der im Jahr 1887 gegründeten, ersten elekrischen Walzenmühle Albert Herdepe – am Bahnhof abbrannte, wurde ein mehrstöckiges Mühlengebäude seitlich an das kleine Schieferhaus angebaut. Nun herrschte geschäftiges Treiben in der Frankfurter Straße 39. Die Bauern aus der Umgebung brachten ihr Korn zum Mahlen und holten das Mehl in Säcken wieder ab. Düngemittel und bäuerliche Produkte wurden ebenfalls gehandelt.

Nach dem Tod des Firmengründers Albert Herdepe im Jahr 1927 übernahm Schwiegersohn Hugo Brocke (*1887 †1959), Ehemann von Clärchen (*1888 †1955), den Mühlenbetrieb. Im Haus neben der Mühle wuchsen die Töchter Hilde (*1913 †1962) und Friedel (*1918 †1949) auf. Hilde war leicht geistig und körperlich beeinträchtigt, Friedel ein zartes, kränkelndes Kind. Mutter Clärchen hatte während der Schwangerschaft einen Schlaganfall erlitten und war seither gehbehindert. Für die Haushaltsführung mussten deshalb mehrere Hilfskräfte eingestellt werden. Der Ertrag der Mühle erlaubte eine großzügige Haushaltsführung, eine bestmögliche Förderung der behinderten Hilde, lange Sanatorienaufenthalte für Friedel und zahlreiche Kuraufenthalte für die gehbehinderte Mutter Clärchen.

In den Kriegsjahren wohnten zeitweise 11 Personen im kleinen Schieferhaus. Neben Familie Brocke, den Großmüttern Herdepe und Brocke, fanden hier die Kriegerwitwe Mariechen Payk mit Tochter Gisela und die Familie Warendorf aus dem ausgebombten Wuppertal ein Dach über dem Kopf.

1941 heiratete Friedel Burkhardt Randerath. Der Ehe entsprangen zwei Kinder: Annelie (*1941 †1995) und Joachim. Die zarte Friedel erholte sich nach der zweiten Geburt nicht mehr und verstarb kurze Zeit darauf. Burkhardt heiratete ein zweites Mal: Waltraut Randerath, geborene Wellershaus. Ein Sohn, Michael, wurde geboren. Aus Platzgründen zog die Familie zu Waltrauts Eltern nach Milspe.

Burkhardt war für die Auslieferung der Mühlenerzeugnisse zuständig. Im Juli 1953 verunglückte er tödlich mit seinem LKW. Die Bremsen hatten versagt.

Nach dem Tod Clärchen Brockes im Jahr 1955 wurde es ruhig im Schieferhaus. Die Kriegerwitwe Mariechen Payk kümmerte sich aufopferungsvoll um den demenzerkrankten Hugo Brocke und seine behinderte Tochter Hilde. Hugo Brocke verstarb im Jahr 1959. Hilde kam darauf ins Heim.

Die Geschäfte der Mühle wurden als Kommanditgesellschaft von Annelie und Joachim Randerath als Kommanditisten und Hermann Spönemann als Komplementär weitergeführt. Hermann Spönnemann schied 1969 aus Altersgründen aus. Der Mühlenbetrieb wurde Anfang der 1970er Jahre eingestellt. Die Sparkasse erwarb die Mühle und lies sie 1976 abreißen. Da das Gebäude direkt an das Schieferhaus angebaut worden war, mussten die Wände teils von Hand abgetragen werden.

In den Jahren danach zogen in die Frankfurter Straße 39 Büros eines Energieversorgers, später der örtliche Kunstverein VAKT. Viele Halveraner sprachen sich für einen Abriss der beiden Schieferhäuser aus, bis Fördergelder der »Regionale 2013« es ermöglichten, die beiden Häuser denkmalgerecht zu sanieren und einer Nutzung im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt zuzuführen.

Seit 2015 befindet sich, mit zwei jähriger Unterbrechung, das »Tortenatelier« in der Nr. 39. Im ehemaligen Wohnzimmer der Familie Herdepe kann man sich mit feinsten Spezialitäten von Konditormeister Stefano Gallus verwöhnen lassen. Wo einst Pferdefuhrwerke über das Kopfsteinpflaster durch das Mühlentor polterten, genießt man heute bei schönem Wetter feine sardische Spezialitäten.

Quellen: Archiv Allgemeiner Anzeiger, Erinnerungen von Ruth Kutzner | Fotos: Archiv Peter Bell

1941 heiratete Friedel Burkhardt Randerath. Der Ehe entsprangen zwei Kinder: Annelie (*1941 †1995) und Joachim. Die zarte Friedel erholte sich nach der zweiten Geburt nicht mehr und verstarb kurze Zeit darauf. Burkhardt heiratete ein zweites Mal: Waltraut Randerath, geborene Wellershaus. Ein Sohn, Michael, wurde geboren. Aus Platzgründen zog die Familie zu Waltrauts Eltern nach Milspe.

Burkhardt war für die Auslieferung der Mühlenerzeugnisse zuständig. Im Juli 1953 verunglückte er tödlich mit seinem LKW. Die Bremsen hatten versagt.

Nach dem Tod Clärchen Brockes im Jahr 1955 wurde es ruhig im Schieferhaus. Die Kriegerwitwe Mariechen Payk kümmerte sich aufopferungsvoll um den demenzerkrankten Hugo Brocke und seine behinderte Tochter Hilde. Hugo Brocke verstarb im Jahr 1959. Hilde kam darauf ins Heim.

Die Geschäfte der Mühle wurden als Kommanditgesellschaft von Annelie und Joachim Randerath als Kommanditisten und Hermann Spönemann als Komplementär weitergeführt. Hermann Spönnemann schied 1969 aus Altersgründen aus. Der Mühlenbetrieb wurde Anfang der 1970er Jahre eingestellt. Die Sparkasse erwarb die Mühle und lies sie 1976 abreißen. Da das Gebäude direkt an das Schieferhaus angebaut worden war, mussten die Wände teils von Hand abgetragen werden.

In den Jahren danach zogen in die Frankfurter Straße 39 Büros eines Energieversorgers, später der örtliche Kunstverein VAKT. Viele Halveraner sprachen sich für einen Abriss der beiden Schieferhäuser aus, bis Fördergelder der »Regionale 2013« es ermöglichten, die beiden Häuser denkmalgerecht zu sanieren und einer Nutzung im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt zuzuführen.

Seit 2015 befindet sich, mit zwei jähriger Unterbrechung, das »Tortenatelier« in der Nr. 39. Im ehemaligen Wohnzimmer der Familie Herdepe kann man sich mit feinsten Spezialitäten von Konditormeister Stefano Gallus verwöhnen lassen. Wo einst Pferdefuhrwerke über das Kopfsteinpflaster durch das Mühlentor polterten, genießt man heute bei schönem Wetter feine sardische Spezialitäten.

Quellen: Archiv Allgemeiner Anzeiger, Erinnerungen von Ruth Kutzner | Fotos: Archiv Peter Bell